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[personal profile] rodo
Titel: Alte Wunden
Fandom: Highlander
Autor: [personal profile] rodo
Länge: 1.122 Wörter
Rating: 6+
Charaktere: Methos & Cassandra
Disclaimer: nix meins, natürlich
Beta: [personal profile] black_dwarf
A/N: Diese Geschichte ist Teil von Et in Arcadia ego, geschrieben zum Stichwort „Neid/neidisch“.

Inhalt: London, 2000. Methos und Cassandra treffen durch Zufall aufeinander.



Alte Wunden




Methos starrte in sein Lehrbuch und runzelte die Stirn. Vielleicht hätte er doch noch mehr Chemie nachholen sollen, bevor er sich ans Studium wagte. Das letzte Mal, dass er Medizin studiert hatte, war kurz nach dem Niedergang der Säftelehre gewesen. Damals musste man sich noch nicht um Zellbiologie und komplexe Proteine und deren Faltung kümmern. Die bloße Existenz von Protein war damals eine der neuesten Entdeckungen. Und ein Arzt galt schon als kompetent, wenn er nicht jedes Problem mit einem Aderlass zu lösen versuchte.

Mit einem Seufzer schob er das Buch von sich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. So ein schöner Sommertag. Wenn er nicht so hinterherhinken würde, könnte er jetzt irgendwo am Pool liegen. Stattdessen hatte Methos sich seine Bücher geschnappt und als Kompromiss in ein Café gesetzt. Er kam zwar kaum weiter, aber wenigstens musste er sich hier seinen Kaffee nicht selber kochen. Die Bedienung war auch nett – und ganz anders als Alexa. Es tat immer noch etwas weh, an sie zu denken.

Als er die Kellnerin zu sich hinüber winkte, um noch eine Tasse zu bestellen, spürte er plötzlich die Gegenwart eines anderen Unsterblichen. Hastig blickte er sich um, doch als er sie endlich sah, war es schon zu spät; Cassandra starrte ihn bereits voller Hass an.

Methos verzog kurz das Gesicht, dann setzte er ein falsches Lächeln auf und wandte sich an die Kellnerin, die ihn fragend anblickte und ihren Notizblock gezückt hatte.

„Zwei Kaffees, bitte“, sagte er, dann wandte er sich wieder Cassandra zu.

Sie hatte sich kaum verändert. Kein Wunder, das letzte Treffen mit ihr lag erst ein paar Jahre zurück. Ab einem bestimmten Alter vermieden die meisten Unsterblichen äußere Veränderungen so weit es möglich war. Methos fragte sich, wie er wohl auf sie wirken mochte – Noah Benjamin war jung und kleidete sich entsprechend. Adam Piersons farblose Pullis waren an die Heilsarmee gegangen.

Cassandra pirschte zu seinem Tisch hinüber, als wäre sie eine Löwin auf der Jagd. Sie trug trotz des Wetters einen langen Mantel bei sich, der Methos froh darüber sein ließ, seinen eigenen nicht zuhause gelassen zu haben. Mit brennendem Hass in den Augen blieb sie schließlich über ihm stehen.

„Methos“, zischte sie.

„Cassandra“, erwiderte er vorsichtig. „Wirst du eine Szene machen oder kann ich weiter meinen Kaffee trinken?“

Anstatt zu antworten, setzte Cassandra sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber. Sie warf einen oberflächlichen Blick auf die Lehrbücher, die Methos vor sich ausgebreitet hatte.

„MacLeod will, dass du lebst, also bist du vor mir sicher. Fürs Erste.“

„Wie großzügig von dir.“

Cassandra verengte die Augen zu Schlitzen. „Der Moment, in dem ich höre, dass du auch nur ein Mal aus der Reihe trittst, ist der, in dem du deinen Kopf verlierst.“

Methos seufzte und verbiss sich eine sarkastische Bemerkung. Zum Glück hatte er eine gute Entschuldigung; die Kellnerin kam und brachte ihnen die zwei Tassen Kaffee. Cassandra nahm ihre Tasse mit einem säuerlichen Blick entgegen. Für einen Moment herrschte Stille.

„Medizin?“, fragte Cassandra schließlich. „Willst du endlich damit anfangen, deine Untaten wiedergutzumachen?“

Methos seufzte. Cassandras Vorurteile waren ermüdend, aber er wusste besser als alle anderen, die noch am Leben waren, wie gerechtfertigt sie waren.

„Ich müsste Jahrhunderte damit verbringen, wenn ich das wollen würde. Und niemand kann die Toten wieder zum Leben erwecken. Ob du es mir glaubst oder nicht, ich bin gerne Arzt. Du solltest das verstehen, schließlich warst du auch Heilerin, bevor …“

„Bevor du mit deinen Freunden kamst und mein Dorf massakriert hast.“

Methos nickte.

Cassandra schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Dann starrte sie ihn mit dem durchdringenden Blick an, der Methos vom ersten Moment an fasziniert hatte.

„Ich war Jahrtausende lang Heilerin. Als Frau gab es nur wenige Berufe, die einem offenstanden, oder hast du das vergessen? Ich genieße die neuen Freiheiten, die man in diesem Jahrhundert hat“, erklärte sie, dann wandte sie sich wieder ihrem Kaffee zu. Methos fragte sich, was sie wohl in diesen Tagen machte. Irgendwie konnte er sie sich nicht als Mechanikerin vorstellen. Architektur, vielleicht?

„Manchmal beneide ich dich“, gab Cassandra zu. „Du hast so viel Schlechtes getan, und du kannst es einfach so hinter dir lassen und so tun, als hätte es Kronos und die anderen nie gegeben.“

Plötzlich schien der Sonnenschein stechend hell und das Gezwitscher der Vögel schrill.

„Und manchmal beneide ich dich“, schoss Methos zurück. Er konnte es sich nicht verkneifen, auch wenn es weise gewesen wäre. Das, was er ihre schuldete, wog milliardenfach schwerer als kleiner Stich ins metaphorische Herz. „Du kannst mich hassen, ohne deine eigenen schlechten Seiten in mir zu sehen. Es muss angenehm sein, sich ohne Zweifel auf der richtigen Seite zu wissen.“

Cassandra schnaubte. „Erwartest du etwa, dass ich dich bemitleide?!“ Ihre Hand zuckte als wollte sie nach ihrem Schwert greifen.

Methos schüttelte den Kopf. „Nein. Aber meinst du, mir wäre in all den Jahren nie etwas Schlechtes zugestoßen? Es ist um einiges schwerer, die, die einen versklavt und misshandelt haben zu hassen, wenn man selber auf der anderen Seite war. Nicht unmöglich, natürlich, aber glaub’ mir, ich kann nie vergessen, wer ich einmal war.“

„Das solltest du auch nicht“, sagte Cassandra, „denn wenn du es vergisst, vergisst du all die, die du ermordet hast, und mein Clan und all die unzähligen anderen haben es verdient, dich wie Geister zu verfolgen, wohin auch immer du gehst.“

Sie hatte recht, aber Methos war nie jemand, der groß unter seiner Vergangenheit litt. MacLeod trauerte um jede verpasste Gelegenheit und trug das Gewicht der Welt auf seinen Schultern. Cassandra fütterte ihren Hass wie ein Feuer, dass sie am Leben hielt. Beide lebten für die Gerechtigkeit, und die Welt war eine bessere, solange sie in ihr lebten. Doch so sehr er beide auch manchmal um diese Klarheit beneidete, schlussendlich war er doch lieber er selbst. Oder Noah Benjamin. Ein bisschen arrogant vielleicht, aber jemand, der in der Gegenwart lebte.

„Und sollte ich sie wider Erwarten doch vergessen, wirst du mich an sie erinnern.“ Methos lächelte sie an und hob eine Augenbraue. „Ob du es mir glaubst oder nicht, dafür bin ich dankbar.“

Cassandras starre Miene gab sich keine Blöße, aber er bildete sich ein, sie trotzdem ein bisschen erweichen zu sehen. Eines Tages, so hoffte er, würden ihre Wunden vernarben. Sie hatte es verdient nach all den Jahren.

„Ich glaube es dir“, flüsterte sie nach einer langen Pause mit einem schmerzgeplagten Lächeln auf den Lippen. „Ich wünschte ich täte es nicht, aber ich glaube es dir.“

Was für ein Paar sie beide doch abgaben, dachte Methos. Nicht, dass es irgendwem auffiel; Cassandra trank bedächtig ihren Kaffee zu Ende bevor sie sich verabschiedete, während er selbst wieder durch seine Notizen blätterte. Man könnte sie fast für alte Freunde halten, wäre da nicht die Spannung in der Luft.



Ende

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